Mit Antiziganismus wird die Abwertung von Menschen bezeichnet, die als „Zigeuner“ stigmatisiert werden. Verwendet werden in diesem Kontext auch Begriffe wie „Rassismus gegen Romnja und Sintizze“ und „Gadjé-Rassismus“. ‚Gadjé‘ sind Nicht-Romnja und bezeichnet die Menschen, von denen der Rassismus ausgeht.
Antiziganismus drückt sich historisch vor allem in der Ausgrenzung, Verfolgung und Ausbeutung von Romnja:Roma und Sitizze:Sinti aus. Dies reichte z. B. von der Versklavung im 19. Jahrhundert auf Gebieten des heutigen Rumäniens bis zur systematischen Verfolgung und Vernichtung durch den Nationalsozialismus, bei der bis zu 500.000 Menschen europaweit ermordet wurden. Bis heute sind Romnja:Roma und Sintizze:Sinti in Deutschland und ganz Europa von massiven Formen der Diskriminierung und Gewalt betroffen. Eine Aufarbeitung und Anerkennung des nationalsozialistischen Völkermords an Romnja:Roma und Sitizze:Sinti hat erst in den letzten Jahren eine breitere politische Aufmerksamkeit erreicht und bis heute herrscht in der Gesellschaft ein großes Unwissen über den Völkermord.
Ebenso wie Antisemitismus hat Antiziganismus die Funktion „Sündenböcke“ für Missstände in der Gesellschaft zu benennen, die eine Bedrohung für die restliche Bevölkerung darstellen würden. Anders als beim Antisemtismus stigmatisieren antiziganistische Stereotype Menschen als ‚wild‘, ‚arbeitsscheu‘, ‚asozial‘, ‚kriminell‘ und ‚unangepasst‘, um damit ein Gegenbild zum ‚braven Bürger‘ zu konstruieren. Bis heute führt dies zu einer ungleichen Behandlung von Romnja:Roma und Sitizze:Sinti z. B. durch eine starke Kriminalisierung durch Polizeibehörden und die Diskriminierung durch andere öffentliche Einrichtungen.
Auch in der Literatur, in Musik und in Filmen sind antiziganistische Stereotype weit verbreitet. Hier wurde und wird häufig das vermeintlich positive Bild von ‚leidenschaftlichen‘, ‚musikalischen‘ und ‚freien‘ „Zigeunern“ gezeichnet, das ebenso dazu dient, eine homogene Menschengruppe zu konstruieren, die als etwas ‚Fremdes‘ und ‚Anderes‘ vom Leben der ‚normalen Menschen‘ abgegrenzt ist.