Aktion Noteingang in Treptow-Köpenick
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Die Aktion in Treptow-Köpenick
In den letzten Jahren war es unser gemeinsames Ziel, möglichst viele Noteingänge in unseren Bezirken zu schaffen, um Menschen, die Gewalt und Diskriminierung im öffentlichen Raum erfahren, einen sichereren Raum und Unterstützung anzubieten. Anlass in Treptow-Köpenick waren Übergriffe auf junge geflüchtete Menschen im Jahr 2018. Das HdJK/CAFE – Köpenick und das Projekt „beGEG(E)Nung“ betrachteten es als wichtig, hier aktiv zu werden. Gemeinsam mit anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen engagierten wir uns im Bündnis „BUNT statt braun!“ langjährig gegen die Ansiedlung der NPD-Bundeszentrale und in der Aktion „Schöner weiden ohne Nazis“ gegen die Nazikneipe „Zum Henker“. Bezirklich gewannen wir das Zentrum für Demokratie (ZfD) und das Register Treptow-Köpenick als Partner.
Wichtig war uns von Anfang an, dass es bei der Aktion Noteingang nicht nur darum gehen sollte, sich ein Schild mit der Aufschrift „Noteingang“ an die Tür zu hängen. Wir wollten auch den Teams von beteiligten Projekten und betroffenen Menschen unterstützendes Material an die Hand geben und darüber hinaus die Nutzer:innen der beteiligten Projekte (z.B. in Workshopform) einbeziehen: sei dies praktisch (Wie kann ich helfen?) oder auch mit der Frage: Wo beginnt Gewalt, Diskriminierung und Abwertung von Menschen? So sind wir bei Kiezspaziergängen bspw. mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Geschäfte gegangen und haben Ladeninhaber:innen dafür gewonnen, sich an der Aktion Noteingang zu beteiligen. Die Sichtbarkeit in den Kiezen ist der Schlüssel für die Wirksamkeit im Wohn- und Lebensumfeld, damit potentiell Betroffene sich sicherer fühlen können und wissen, wo sie Unterstützung finden.
Nachdem wir die Aktion Noteingang in Treptow-Köpenick auf neue Art wiederbelebt hatten, versuchten wir das Anliegen auch berlinweit zu verbreiten, so zum Beispiel beim überregional wirkenden Träger Kinderring Berlin e.V., der SozDia (Sozialdiakonische Jugendarbeit) oder in einer Vernetzungsgruppe im Bezirk Lichtenberg. Sicherere Kieze zu schaffen, ist uns in Pankow auch ein wichtiges Anliegen und so luden wir die Vertreter:innen der Aktion Noteingang Treptow-Köpenick ein, um die Aktion Noteingang auch in Pankow wieder lebendig werden zu lassen.
Auch uns war und ist es wichtig, dass Noteingänge nicht nur einen Aufkleber auf ihre Fensterscheibe oder Tür kleben, sondern sich damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, wenn eine Person den Noteingang nutzt. Dies gilt vor allem für öffentliche Einrichtungen, wie Jugendzentren, Stadtteilzentren, Bibliotheken, Universitäten, usw. Das Team der Aktion Noteingang berät die Teams von Einrichtungen und bespricht mit ihnen, was es bedeutet, wenn sie ein Noteingang werden und was sie dabei beachten sollten. Wir stellen fest, dass diese Beratungen einen Beitrag leisten, die Sicherheit und Absprachen in den Einrichtungen zu erneuern oder anzugehen und mehr Handlungssicherheit herzustellen. Das Feedback gibt unserem Ansatz Recht.
Außerdem führen auch wir Kiez-Spaziergänge mit Menschen zwischen 12 und 99 Jahren durch. Hier unterhalten wir uns darüber, wie Zivilvourage im öffentlichen Raum aussehen könnte und worauf dabei zu achten ist und stellen die Aktion Noteingang vor. Daraufhin gehen die Teilnehmer:innen der Spaziergänge in die umliegenden Läden, um diese für die Aktion Noteingang zu gewinnen. Als bereits mehrjährig tätige Projekte unterstützten
wir nun auch in den Bezirken Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf den Prozess, die Aktion Noteingang ins Leben zu rufen. Wir teilen gerne unsere Erfahrung, Materialien und Formate, die von Beratungs-Workshops über Kiezspaziergänge zu Zivilcourage bis hin zu Workshops zur Sensibilisierung zu Formen der Diskriminierung für junge Menschen reichen.
Die Aktion Noteingang stärkt die Zivilcourage in unserer Gesellschaft. Menschen werden angeregt, darüber nachzudenken, wie sie sich verhalten würden, wenn sie einen Gewaltvorfall im öffentlichen Raum beobachten. Sie denken darüber nach, in welchen Fällen sie einen Noteingang nutzen würden. Jede Person, die sich bedroht fühlt, soll einen Noteingang nutzen können und ernst genommen genommen werden. Es ist wichtig anzuerkennen, dass sich Gewalt in zahlreichen Facetten zeigt und jede Person selber definiert, was sie als grenzüberschreitend und bedrohlich oder auch als Gewalt wahrnimmt. Durch die Aktion Noteingang wird ein Zeichen in den Kiezen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und übergriffiges Verhalten gesetzt und Betroffene finden Orte, wo sie Unterstützung erhalten.
Sehr erfreulich ist, dass eine Berliner Vernetzung der Aktion Noteingang entstanden ist, bei der auch die Berliner Register, die schon seit Anbeginn wertvoller Projektpartner sind, und die Amadeu Antonio Stiftung dabei sind. Es ist großartig, dass wir nun gemeinsam den Weg beschreiten, die Aktion Noteingang berlinweit weiter voranzubringen. Dies unterstützen wir zusammen sehr gerne!
Jana Ringer, Aktion Noteingang Pankow /JUP e. V.
Sabine Franz & Jan Bloch, Haus der Jugend Köpenick – CAFE / KJR e.V.